Bereits der zweite namhafte Bushersteller stellte der Westerwaldbus GmbH für einige Tage einen rein elektrisch betriebenen Bus zu Testzwecken zur Verfügung.
Noch im Jahr 2018 winkten Busproduzenten, die von der Westerwaldbus auf E-Busse angesprochen wurden, ab. Der Betrieb eines reinen Elektrobusses machte zu diesem Zeitpunkt im ländlichen Raum einer Mittelgebirgslandschaft wenig Sinn. Gerade im Winter, wenn die Heizung viel von der Akku-Leistung beansprucht, sei die Reichweite, so die Experten damals, zu gering. Dazu komme die Topografie mit den teils enormen Steigungen.
Dies hat sich in nur rund vier Jahren grundlegend geändert. In dieser Zeit sind mehrere Akkugenerationen entwickelt worden, die für eine deutliche Leistungssteigerung sorgen.
„Den ersten vollelektrischen Bus haben wir im letzten Jahr getestet, in den letzten Tagen hatten wir nun ein Modell eines Wettbewerbers im Einsatz", so Tobias Gerhardus, Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der Westerwaldbahn.
„Mit den Ergebnissen von beiden E-Bussen sind wir sehr zufrieden", so Gerhardus weiter.
,,Besonders im Einsatz unter Realbedingungen, also im normalen Regelfahrbetrieb, bewies der E-Bus, dass er den täglichen Anforderungen auch im Westerwald gewachsen ist", so Oliver Schrei, Geschäftsführer der Westerwaldbus.
Das Fahrzeug schaffte im Tagesumlauf eine Reichweite von über 200 Kilometer - und das bei winterlichen Temperaturen, was für die Akkus eine besondere Herausforderung bedeutet. Und eine neue Akku-Generation sei bereits serienreif.
„Auch unsere Busfahrer, die den E-Bus im Einsatz hatten, zeigten sich mit Fahrkomfort und den Leistungen sehr zufrieden", meint Schrei.
„Leider seien aber die Kosten für einen E-Bus im Vergleich zu den Hybrid-Varianten derzeit noch sehr hoch. Eine Umstellung auf vollelektrische Busse könne daher nicht von heute auf morgen erfolgen", so Gerhardus.
Der Preis für einen reinen E-Bus liegt derzeit bei rund dem Doppelten des Preises eines Hybrid-Busses, der noch einen Großteil der Fahrten mit Dieselantrieb bewältigt.
„Finanziell ist der ÖPNV bundesweit ohnehin in einer schwierigen Lage, so dass weitere Mehrkosten, ohne die Klärung der Finanzierung, nicht darstellbar ist. Hier sind Bund und Land gefragt," so Gerhardus.
Nicht außer Acht gelassen werden sollten auch die immensen Kosten für den Aufbau einer komplette Lade-Infrastruktur. ,,Hier liegen wir im siebenstelligen Bereich", weiß Schrei.
Wichtig sei gewesen, dass man sich aber frühzeitig mit den neuen Technologien beschäftige, um hier auf dem Stand der Zeit zu bleiben. Die Tests haben gezeigt, dass auch ein Einsatz in der heimischen Region technisch möglich ist.
Bild: Tobias Gerhardus, Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der Westerwaldbahn, Oliver Schrei, Geschäftsführer der Westerwaldbus und Steffen Rothenpieler, National Account Manager ÖPNV, Mercedes-Benz und Setra Omnibusse (von rechts).